IN A MANNER OF SPEAKING
Thomas Draschan
20.05. – 19.08.2017
Manchmal kommt THOMAS DRASCHAN mit zwei Sporttaschen voller Fotos vom Flohmarkt oder aus einem Antiquariat nach Hause. „Davon scanne ich dann ungefähr die Hälfte in mein digitales Bildarchiv“, erzählt er. „Viele Bilder sammele ich ganz einfach, weil sie mich anrühren und ich sie vor der Vergänglichkeit retten möchte. Rund ein Prozent des Ausgangsmaterials benutze ich später für meine Collagen. Jedes einzelne Motiv, das es in mein Archiv geschafft hat, besitzt für mich einen Wert an sich- unabhängig von der Rolle, die es später in meiner Kunst spielt.“
In den Neunzigerjahren studierte der gebürtige Österreicher an der Städelschule bei Peter Kubelka und Ken Jacobs. Bekannt wurde er mit sogenannten Found-Footage-Filmen, deren Kompositionsprinzip er später auch auf großflächige Collagen übertrug: Schnell hintereinander geschnittene Filmschnipsel (bei den Collagen ist es dagegen ein dichtes Nebeneinander von Fotomotiven) aus gefundenem Material, das in einen völlig neuen, oft atemberaubenden, Zusammenhang gebracht wird. Für „Metropolen der Leidenschaft“ heimste Draschan 2001 den Hessischen Filmpreis ein. Musikfans kennen vielleicht seinen Videoclip zur Single „Turn“ der Band New Order, für die er ein wunderbar anmutiges Spiel aus Blicken und Gesten montierte.
Draschans frühste Collagen sind rund zehn Jahre alt. „Sie wurden vom Partykellerambiente der Siebzigerjahre inspiriert. Aber auch ein bisschen von Sammelleidenschaft meiner Tante Rosi. Sie arbeitete im Büro einer Versicherung. Dort gehörte es zu ihren Aufgaben, Postkarten an die Wand zu pinnen, die ihr Mitarbeiter von Reisen aus aller Welt schickten. Diese Fotowand hat meine Bildästhetik stark geprägt“, erzählt Draschan und lacht.
(Markus Wölfelschneider, Schirnmag 2016)
„In a Manner of Speaking“
Die Collagen Thomas Draschans zeigen häufig die Fülle der Welt, oft einer recycelten und bunten Konsum- und Warenwelt.
In der neuen Serie wird der umgekehrte Weg beschritten: Die Auslassung und Fehlstelle wird zum Thema. Silhouetten geschichtet und verschachtelt lassen die vormaligen Hauptdarstellerinnen von Aktfotos erahnen, ohne dass diese jemals sichtbar werden.
Das Geheimnis, das Nichts, die Frage nach Form und Inhalt werden mit Humor und Ironie verhandelt.
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