SUPERDING

im Rahmen von ‚DIREKTE AUKTION II‘

20.08. – 04.09.2021

Versteigerung online unter www.direkteauktion.de

SUPERDING im Rahmen von ‚DIREKTE AUKTION II‘, 20.08. – 04.09.2021

Es sei mal dahingestellt, ob es eine gute Idee ist, einen Slottitel während einer Fussball EM zu suchen, doch „Superding“ beschreibt meiner Meinung nach präzise die hier ausgestellten Arbeiten, die sich aufgrund des Auktionsformats nicht wie sonst über einen inhaltsprägenden Titel so leicht zusammenfassen lassen.

Einige Übereinstimmungen gibt es dennoch: Alle Künstler/innen von Superding zeichnet eine eigentümliche Überführung von Dingen des Wirklichkeitsbestandes jenseits der Kunst in den Bereich des Kunstwirklichen aus.

Markus Willeke führt uns Pinguine vor, deren Pose und Geste gewohnte Putzigkeit vermitteln, deren grüne Augen jedoch erahnen lassen, dass abschmelzende Polkappen uns den Pinguin nur noch als terminatorhaften Zombie erhalten lassen.

In dystopischer Rhetorik zeigt uns Roland Boden Konstruktionen möglicher Architekturen und  Ausschnitte von Innen- und Außenfassaden. Fassaden allerdings, die das denkbare Dahinter nicht verhübschen, sondern selbst erschöpfte und verbrauchte Konstruktionen sind. Das Ornament im Niedergang.

So auch bei Christel Fetzer, wo die Arbeit und deren Titel „Audidididi“ adhoc das aufwendig konstruierte Selbstbild des Automobilherstellers zerlegt.

Karsten Konrad, Albrecht Wild und Carsten Sievers zeigen Arbeiten, bei denen Objekte jenseits der Kunstwirklichkeit ganz konkrete Elemente sind, aus denen sich die Arbeiten konstituieren.

Konrads Arbeiten bestehen meist aus Fundobjekten, die durch Dekonstruktion und erneute Konstruktion eine neue Wirklichkeit in Form von Ornament und Zeichnung in Objektform darstellen.

Ornamental geht’s auch bei Carsten Sievers und Albrecht Wild zu. Wobei Wild bei seiner „Beermats“-Werkgruppe erst Einzelteile zerschneidet und dann als größeres Ganzes neu konstruiert.

Bei Carsten Sievers ergibt sich die Reihung der Saugnäpfe wiederum durch eine direkte Übernahme eines industriell hergestellten Produkts, das in eine andere Ebene überführt wird. Und seine 8-teilige Bodenskulptur ist ebenfalls ein ornamentales Superding.

Roland Boden

1. Roland Boden: Moirai V (2018), Öl/Lw, 40 x 30 cm
2. Roland Boden: Höhere Gewalt 3 (2018), Öl/Lw, 80 x 55 cm

 

Roland Boden, geboren 1962 in Dresden, zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Preise und Stipendien u.a. Villa Massimo Rom 2003 und Falkenrot-Preis Berlin 2020.

Die Arbeiten Roland Bodens basieren auf architektonischen 3D-Modellen, die am Computer erzeugt werden und als perspektivische Rohskizzen dienen. Grundlage dieser Modelle sind umfangreiche Sammlungen eigener Fotoserien, ergänzt durch Material aus Medien und Filmstills. Diese Aufnahmen weitgehend austauschbarer urbaner Randräume und Vorstädte – Rückbauten und Ödstellen, Investitionsruinen, Versatzstücke militärischer Architektur, Betoncluster der 60er Jahre – dienen als modularer Baukasten zur Generierung fiktionaler Stadtlandschaften.

www.instagram.com/rolandboden/

Christel Fetzer

1. Christel Fetzer, BLU#22 (2020), Zeichnung, Tusche auf Papier, 30 x 21 cm, gerahmt, 38,0 x 29,5 cm
2. Christel Fetzer, Audidididi (2020), Cutout, Multiplex lackiert, 30 x 130 x 2,5 cm

 

Zitat: Mit Christel Fetzer präsentiert eine Künstlerin ihr Werk, das dem Betrachter in Form- und Farbsprache selbstbewußt gegenübertritt und sich über das gesamte Spannungsfeld vom Bild über das Objekthafte bis hin zur raumgreifenden Installation erstreckt…

Durch Wiederverwendung und Variation gelingt eine künstlerische Wertschöpfung, die einen zielgerichteten Prozeß durchläuft. Hier entstehen keine geheimnisvollen oder mystischen Kontexte. Alles ist klar erkennbar. Die Arbeit bedient sich einer gestalterischen Ausdrucksform, in der Inszenierung als Offenlegung und Reduzieren in eben jenem Sinn von Konzentration verstanden werden kann, die notwendige Voraussetzung jeglicher Sensibilisierung für elementare Wahrheit ist.

(Eine Betrachtung von Jakob Möhring)

www.christelfetzer.de

Karsten Konrad

1.) Karsten Konrad, Atom heart mother (2009), formika, wood, 60 x 45 x 25 cm
2.) Karsten Konrad, Vice (2016), wood, 35 x 35 x 6 cm

 

Karsten Konrad schafft Skulpturen, Wandreliefs und Rauminstallationen aus auf dem Sperrmüll, oder auf berliner Flohmärkten gefundenen Elementen. Zersägte Teile von Möbelstücken: Stühle, Zierleisten und Stuhllehnen, Küchenmobiliar und Möbelfragmente aus der Nachkriegszeit fließen in seine Skulpturen ein. Die farbig beschichteten Wohnmöbelfragmente und Spanplatten werden in ihren Originalfarben inkorporiert. Das Ergebnis sind räumliche Kaleidoskope, Objekte mit viel Farbe, Energie und Dynamik; Collagen aus Fundstücken, die den Raum sprengen. Verweise zu Minimal Art, architekturgeprägtes Denken und eine Begeisterung für die Materialisierung abstrakter Bilder und Gedanken sind dabei unübersehbar.

 

Karsten Konrad
1962 geboren in Würzburg
1984 -85 Kunstakademie Mainz
1986-92 Udk Berlin bei David Evison und Marina Abramovic
1991 Royal College of art, London
1993 London-stipendium des Berliner Senats
2010-13 Gastprofessor Udk,Berlin
2012 Preis de 53. Oktobersalons, Belgrad
2013/15 Gastprofessor CDK, Hangzhou, China
seit 2016/17 Professor für Bildhauerei, Udk Berlin

Carsten Sievers

1.) Carsten Sievers, ohne Titel (2017), Acrylglas, Stahldraht, Eisendraht, Saugnäpfe, 52,1 x 39 x 2,4 cm
2.) Carsten Sievers, ohne Titel (2006), Graupappe, Mdf, Lack. 8-Teilig, 18,0 x 70,5 x 35,5 cm

 

„Traditionell geht es im Minimalismus um eine Evokation von Inhaltslosigkeit und Leere, um eine Entspannung des Blicks, um eine „totale Identität als Objekt“, wie es die amerikanische Kunsttheoretikerin Rosalind Krauss einmal ausdrückte. Ohne sich auf die Diskursrhetorik einzulassen, die heute mit der Auseinandersetzung mit dem minimalistischen Erbe einhergeht, schreibt sich Carsten Sievers mit seinem Werk spielerisch in diese Tradition ein. Zugleich aber lädt er seine Arbeiten mit einer ihr gegenläufigen auratischen Tiefe auf. Sievers’ Werk basiert auf den künstlerischen Tätigkeiten des Faltens, Schichtens und Schneidens und auf der Idee einer opulenten Serialität, die die minimalistische Ästhetik fortschreibt und sie zugleich im realen Leben verortet.“ ……

„Carsten Sievers nimmt die minimalistische Ästhetik dabei mit großer Selbstverständlichkeit auf. Seine Objekte lassen an das Erbe von Frank Stella, Brice Marden, Donald Judd und Eva Hesse denken und spielen, ohne direkt auf dieses Erbe zu verweisen, mit dem Umstand, wie sehr es schon in unser visuelles Unbewusste eingedrungen ist. Die Arbeiten sind keine Hommagen, keine Zitate und auch keine Satiren. Stattdessen umweht sie ein ungewöhnlicher Geist der Unehrerbietigkeit und der Freiheit.“

Daniel Schreiber, 2017, zur Arbeit von Carsten Sievers

 

Carsten Sievers
geboren Frankfurt/Main 1969.
An institutionellen Ausstellungen beteiligt war Carsten Sievers zuletzt in den Kunstsammlungen Chemnitz, dem Marta Herford und dem Kunsthaus Kunstverein Potsdam. Arbeiten des Künstlers sind in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, unter anderem, in den Harvard Art Museums, Boston, der Sammlung von Sarah-Anne and Werner H. Kramarsky, N.Y. N.Y., den Kunstsammlungen Chemnitz, Chemnitz und der Kunststiftung Achim Freyer, Berlin.
Carsten Sievers lebt und arbeitet in Berlin.

Albrecht Wild

1.) Albrecht Wild, Manolya (2) (2021), Papierfilz-Collage aus der Werkgruppe der Beermats, gerahmt 30 x 30 cm
2.) Albrecht Wild, Ukiyo-e XI (Utamaro 4_1) (2015), Papierfilz-Collage aus der Werkgruppe der Beermats, gerahmt 30 x 30 cm

 

Zitat: „Wild’s bildnerischen Strategien prägt die Technik der Collage – zunächst im Sinne struktureller Aktionsmöglichkeiten. Doch leicht kommen mittels des von Wild treffend „Cut & Paste“ genannten Verfahrens und durch den phantasievollen Umgang mit Teilstücken und Ausschnitten aus dem Bierdeckelkosmos Geschichten in Gang. Die Wahrnehmung wird förmlich durchgeschüttelt. Der Betrachter erfährt neue Sichtweisen schon allein dadurch, dass ein bestimmtes Motiv kaleidoskopartig dekonstruiert werden kann. Albrecht Wild, er schleust auf saugstarken Sohlen den Dekonstruktivismus in die Bildende Kunst.“ – Dorothee Baer-Bogenschütz, 2020

 

*1959 in Weinheim/Bergstr.; 1984–1990 Studium an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste „Städelschule“ Frankfurt/M., Meisterschüler bei Thomas Bayrle sowie 1986/87 an der Slade School of Fine Art, University College London bei Bruce McLean; lebt und arbeitet in Frankfurt/M.

Ausstellungen (Solo und Beteiligungen) seit 30 Jahren in Galerien, Kunstvereinen und Museen im In- und Ausland (u.a. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt/M; Kaze Gallery, Osaka; KunstDoc Gallery, Seoul; City Racing, London; Musée d’Art et d’Histoire, Neuchâtel; MACS Museo de Arte Contemporânea de Sorocaba, São Paulo; Alexandra Erlhoff, Berlin; KVFM Kunstverein Familie Montez, Frankfurt/M; DavisKlemmGallery, Wiesbaden).

Markus Willeke

1.) Markus Willeke, Colony 1 (2019), Aquarell, Tusche auf Papier, 70 x 50 cm
2.) Markus Willeke, Colony 2 (2019), Tusche auf Papier, 70 x 50 cm

 

Durch das Ineinanderlaufen und Versickern der Farbe wird die Unversehrtheit der Linie und der Form des Motivs verletzt. Die Flüchtigkeit des Farbauftrags entspricht der Flüchtigkeit des Motivs. Die Farbe selbst wird zur Bedrohung des abgebildeten Motivs. Diese Technik ist der Versuch eine bildliche Ausdrucksweise zu finden, die die Vergänglichkeit der Zeit und die Zerbrechlichkeit der Existenz zu beschreiben vermag. „Colony“ bezieht sich auf die Ausbeutung und Vernichtung von natürlichen Lebensräumen durch die Herstellung von billigen Lebensmitteln und die Verbrennung fossiler Brennstoffe, die ein massives, weltweites Artensterben zur Folge hat.

 

Markus Willeke
geboren 1971 in Recklinghausen
lebt in Berlin
und
https://www.instagram.com/markuswillekestudio/
https://www.markuswilleke.de

Nähere Informationen unter www.direkteauktion.de